Mittwoch, September 09, 2009

Crusoe-feeling

Die Lofoten! Auch zu dieser eindrucksvollen Inselgruppe im Norden habe ich es geschafft! Wenn auch nur für einen einzigen, meinen letzten, Tag!

Nach einem kurzen, unspektakulären Aufenthalt in BodØ schipperte ich gemütlich die letzten 3 Stunden nach Stamsund, bei Sonnenschein – und saß wieder einmal staunend an Deck. Ein Stück offenes Meer, ein paar Inseln und schroffe, aber saftig grün bewachsene Bergketten. Rundherum Blau in allen Schattierungen vom Meer über den Horizont in den Himmel. Wow!

Kirche in BodØ – modern, einladend, warm, freundlich, nicht bedrückend, nicht einschüchternd, aber auch nicht prunkvoll, nicht majestetisch, nicht zum Staunen.

Ob es mir gefällt ist schwer zu sagen – ich bin zerrissen. Man fühlt sich nicht klein und unbedeutend dort, im Gegensatz zu anderen gewaltigen Gotteshäusern, die nur darauf ausgelegt zu sein scheinen möglichst mächtig und dominierend zu wirken. Das ist einerseits ein tolles Gefühl, weil man sich ja in der Gemeinschaft wohl und willkommen fühlen soll, und Gottesdienste dort sicher wesentlich freundlicher und menschennäher sind. Andererseits finde ich es auch schade, in so einem „gewöhnlichen“ Raum zu sein und nicht die wunderbaren Streben und Säulen, Glasfenster und Stein- oder Holzfiguren und Bilder bewundern zu können.


„See-Bär“


Neptun hieß uns mit einer kalten Dusche nördlich des Polarkreises willkommen.


… schön …


Ankunft im Vandrerhjem (Jugendherberge). Wenn mir schon die Lofoten vom ersten Augenblick an sympathisch waren, dann war ich jetzt begeistert – hier herrschte eine so gemütliche und familiäre Atmosphäre, dass ich mich auf Anhieb wohlfühlte (was wahrscheinlich auch an dem Kamin in dem lustig ein Feuer brannte und den ganzen Raum saunaartig aufheizte, lag)! Schließlich wurde ich auch noch verköstigt (Macaroni Marsala) und lieferte mir mit einem Schweizer, Österreicher, Deutschem und Spanier ein Texas Hold´em – Match bis halb eins in der früh.

Am morgen klingelte mich der Wecker um 7:00 aus den Federn und ab gings, mit dem Bus quer über die Insel nach Å (sprich: „O“). Dort erwartete mich das Norsk Fiskevaers Museum, welches praktisch den halben Ort beansprucht und in den Häusern dort verschiedene Alltagsgegenstände, Boote, Werkzeuge, usw. ausstellt und unter anderem auch eine Tran-Fabrik beinhaltet, in der heute noch nach altem Verfahren Lebertran hergestellt wird. Gab´s natürlich auch zum kosten – BÄÄÄÄÄÄÄHHHHHHH! …ÄÄÄÄHHHHH!!! (Kindheitstrauma)


Instant Lofoten (aus dem Bus)


Rorbuer = kleine, rot gestrichene Fischerhütten, auch als Unterkunft vermietet (eine sogar mit Grasdach)


See(hr) schön


Norsk Fiskevaers Museum


Draugen: die personifizierte Angst der Fischer auf See verschollen zu sein. Es heißt, Draugen war ein Fischer der seinen Tod am Meer gefunden hat, aber wieder zurückkehrte mit der Fähigkeit andere Fischer zu holen, wenn sie in einen Sturm gerieten und deren Zeit gekommen war.

Manchmal kommt er auch an die Küste und verwüstet Boote und Häuser, sodass die Fischer am nächsten Tag nicht hinausfahren können.

Auch das Museum wurde 4 Tage nachdem dieser Draugen aufgestellt worden war von einem Sturm heimgesucht (aber die Draugenfigur bekam nichts ab). Danach wurde alles wieder aufgebaut und ein Königs-Kabeljau und ein Merkind als positiver Gegenzauber aufgehängt.


Da die Sonne sich wieder mal blicken ließ, erklomm ich den nächsten Hügel, hatte einen tollen Blick auf Å und machte ein kleines Picknick mit der Meeresbrandung vor meinen Füssen:


Ich nenne es:“Boote mit Bergen“


Im Vordergrund: Gestelle um Stockfisch aufzuhängen


Der Blick auf Å


Lofoten Highlands


Dann hieß es auch schon wieder aufbrechen zurück nach Stamsund und ein letztes Mal mit der Hurtigrute, diesmal Richtung Heimat!!!

Sonntag, September 06, 2009

Titanic-feeling

Der Tag begann mit einem kurzen, spontanen Spaziergang von 3 Stunden in den Hügeln rund um Ålesund.

Im Wald.

Eigentlich wollte ich ja nur zum Ausichtspunkt, aber wie Bilbo Beutlin schon sagte: "Es ist eine gefährliche Sache Frodo, aus deiner Haustür hinauszugehen. Du betrittst die Straße, und wenn du nicht auf Deine Füße aufpaßt, kann man nicht wissen wohin sie dich tragen."

Ein ganzer Tag voll Sonne, kein Wunder, dass ich einfach immer weitergegangen bin. Schließlich erreichte ich auch einen Aussichtspunkt mit einer 'Rundskue'.

Von hier sollte meine Weiterreise per Boot erfolgen. Mit den Hurtigruten, einem Kreuzfahrtschiff entlang der Norwegischen Küste! Voll mit lauter Pensionisten auf einer gemütlichen Fahrt im Luxusliner, hehe.
Über Nacht ging die Fahrt also von
Ålesund nach Trondheim.
Frei nach Barney Stinson: "Spektaku....(warte es kommt gleich)...lär!" kann man nur dazu sagen. Schon die Ankunft der ''Nordkapp" war ein Schauspiel zu dem sich Photo-Touristen extra am Hafen eingefunden hatten.

Das Schiff kam...legte sich in die Kurve...und dockte an!

Beim einchecken bekam ich eine Scheckkarte mit Strichcode, die registrieren sollte, wann ich das Schiff in einem Hafen verließ und ob ich auch schon wieder zurück war bevor es wieder ablegte - schlau.
Dann machte ich natürlich gleich einen Streifzug durch mein neues Heim für diese Nacht...

Bug

Backbord.

Toiletten - sehr geräumig.

Der Salon mit Panoramablick (mein Schlafplatz).

Ein Kinderspielplatz an Bord!

Ein Aufzug (für die 7 Decks).

Ein Hubschrauberlandeplatz!

Die Bar.

Am Abend als der Mond aufging...
...haben Bärchen und ich uns unser Schlaflager aufgebaut :-)


Am nächsten Morgen legten wir um 8:00 Uhr in der früh bei schönstem Regenfall in Trondheim an.

Alles in allem ein außergewöhnliches Erlebnis - ich wollte ja schon immer auf so einem Riesenschiffanakel mitfahren, aber neben zu teuer war mir das ganze natürlich auch viel zu konservativ, aber so hatte ich die einmalige Gelegenheit auch diese Welt kennenzulernen für ein paar Stunden auf meiner Reise!

Den verregneten Tag beschloss ich gemütlich im Hostel und nachmittags im Pirbadet, dem lokalen Schwimmbad direkt am Meer zu genießen.
Haha, für das Kind in mir eine phantastische Abenteuerlandschaft. Kletterwand, Wellenbecken, Sprudelmassage, Wasserfall, 5-Meterturm, 100m (!) Wasserrutsche (welche doch tatsächlich die Rutschzeit nahm und unten auf einer Leuchttafel anzeigte!!), breite Wasserrutsche und ein Sprungbrett auf dem ich ein paar ganz passable Salti hingelegt habe. 1,3 Stunden lang rannte ich durchgehend hin und her und testete jedes einzelne Trum aus. Was für ein Spass. Danach entspannte ich mich beim Lesen und in der Sauna.

Action pur.

Der folgende Tag brachte Sonnenschein!! Perfektes Sightseeingwetter - Nidarosdom, alte Stadtbrücke, Wanderung ein Stück den Hügel rauf Richtung Sverresborg, Samstagsmarktstöbern, Kriegsmuseum.

Der Dom

Eigentlich sollte die Fahrt ja anschließend gleich weiter in den Norden gehen, aber da am Samstag abend KEINE Langstrecken-Züge, Busse oder Boote verkehren, verlängerte ich meinen Aufenthalt um 1 Tag.
Bei der Planung der Weiterreise fand ich heraus, dass Zug genausoteuer wie Hurtigruten war... hmm. Dauert zwar um ein paar Stunden länger auf der Wasserroute, aber ist dafür erstens sicher viel schöner (Inseln, Leuchttürme, Fjorde), um einiges gemütlicher und natürlich viel spannender.
Abgesehen davon, dass man zwischendurch ab und zu die Gelegenheit hat in den Orten am Weg an Land zu gehen.

Alter Leuchtturm, 1808 erbaut.

Insel vor Trondheim - von den Wikingern für Hinrichtungen benutzt und später als Gefängnis.

Kurzum, meine Freude war gross, als ich am nächsten Morgen wieder auf mein schwimmendes Transportmittel, die "Polarlys", stieg. Diesmal für 30 Stunden von Trondheim nach Stamsund - ein kleiner Ort auf den Lofoten.

Der Wettergott (Thor!! ;)) scheint mich nun endlich belohnen zu wollen für das konstant schlechte Wetter der letzten Woche und schenkt mir einen zweiten Tag voller Sonne um die wunderschönen Küstenlandschaften links und rechts neben uns bewundern zu können.

Also sitzen mein kleiner, roter Freund und ich mit dem Laptop hier und genießen den Ausblick direkt vor unserer Nase, mit dem beruhigenden Brummen der Schiffsmotoren, die uns unermüdlich unserem Ziel entgegenbringen - gibt es etwas Schöneres?

Donnerstag, September 03, 2009

Messner-feeling

Meine anfängliche Entspannung ließ schlagartig nach, als ich während der Vorbesprechung zum Gletschermarsch nach Wanderschuhen, Handschuhen, Haube, Schal, Fleecejacke usw. gefragt wurde... auf alles und nix vorbereitet wie ich bin, habe ich natürlich nichts dergleichen während meiner Reisevorbereitung für notwendig erachtet mitgenommen zu werden (ja wie würd man auch darauf kommen bei anhaltenden 30°C dahoam?!) und stand daher relativ unausgerüstet vorm Guide.

Naja, ich hatte ja auch einen Touristenspaziergang mit ein bissi spielen am Eis erwartet. Haha, nein! Volles Programm! Juche!
Konnte mir sämtliche erforderliche Ausrüstung aber gottseidank ausborgen und los gings!

Schon vom ersten Anblick "unseres" Gletschers war ich hin und weg.
Er wirkt aus der Nähe so mächtig und geheimnisvoll, wunderschön und irgendwie surreal - wie er sich da so ins Tal hineinschlängelt. Dann werden die Spikes an die Schuhe geschnallt und ab aufs Eis. Die ersten Schritte sind noch sehr zögerlich, aber schon nach kurzer Zeit und spätestens nachdem man den "Donald Duck"-Gang vollführt hat, fühlt man sich wie zuhause auf dem glatten Untergrund und es ist die reinste Freude über die weiße Landschaft zu spazieren!
Da wir nur 3 Leutz plus 1 Führer waren, war die Tour superangenehm und persönlich.
Außerdem spazierte Jakob (der Guide) einfach mal mit uns in eine neue Gletscherspalte, die er bis dato noch nicht kannte... yeah! Anscheinend ändern sich die Ausprägungen der Spalten und Risse einfach innerhalb von ein paar Wochen - faszinierend, da das Eis doch so statisch wirkt...

Hier mal das ganze in Farbe und bunt, damit man sich das ein bisschen besser vorstellen kann:

Der erste Blick hinauf

Vitaminreiche Beeren zur Stärkung

Gletschersandalen



nach oben

nach unten


Gipfelstürmer

Natürlich blieb auch der tägliche Regenguss nicht aus und erwischte uns unbarherzig während des gesamten 45-minütigen Rückmarsches. So richtig waschelnass, aber noch immer voller Inspiration und Freude über das Erlebte kam ich in meiner gemütlichen Hütte an und nahm als allererstes eine lange, heiße Dusche.


Meine süsse Hütte mit Wahnsinnsausblick über den See ->


Als Special ging das Programm dann sogar noch weiter, denn ich war gemeinsam mit einem Pärchen aus der Gegend, die am Tag zuvor die Tour gemacht hatten zum Abendessen bei den 3 Tourguides eingeladen. Und bekam leckeren, selbstgekochten Hirscheintopf mit Gemüse und frisch vorm Gletscher gepflückten Kräutern serviert. Mmmmm!

Weitere schöne Eindrücke:

Mittwoch, September 02, 2009

Ziwschenblog

Liebe Leute, ein Mini-Zwischenblog nur um festzustellen, wieeeeeeeeeeee freundlich und hilsfbereit die Norweger sind!

DAS hab ich noch nie erlebt. Am Anfang dachte ich es ist Zufall, dann dachte ich, ok, das kommt daher, weil ich immer nur mit Touristenleuten zu tun habe... Nein.

Ob es das hinterletzte Kaff oder eine touristenüberlaufene Hafenstadt, eine 500 Mann-Gemeinde oder eine Hauptstadt ist, angefangen von den Leuten in der Touristeninformation über Jugendherbergsrezeptionisten, Ladenbesitzer, Tourguides, Kellner, Jedermann, dem man auf der Strasse begegnet und sogar Busfahrer (!!!), alle sind gut gelaunt, aufgeschlossen, hilfsbereit, wohlmeinend, informativ,... und das mit einer Selbstverständlichkeit, das ist für mich als Österreicherin (tut mir leid, aber das ist ja wahr) geradezu unheimlich!

Nur 2 Beispiele: Eine Verkäuferin im Supermarkt hat extra für mich die Busfahrzeiten nachgeschlagen und mir erklärt wo der Bus abfährt.
Ein Kellner, obwohl offensichtlich im Stress hat sich für mich Zeit genommen, mir den WLAN Zugangscode aufgeschrieben und hat vorher nicht einmal darauf bestanden, dass ich etwas bestelle (aber mir dann trotzdem mit einem Lächeln einen Kaffee gebracht).

Am besten kann man es wohl beschreiben mit: man hat das Gefühl, dass die Leute gerne helfen, weil sie es können und auch keinerlei Gegenleistung oder ewige Dankbarkeit erwarten. Es ist einfach Selbstverständlich. Ein Konzept, dass hier so wunderbar funktioniert... warum nicht auch anderswo?

Abgesehn von diesen Wahnsinnsmenschen, waren Reisebär und ich gestern auf einem Wahnsinnsgletscher spazieren, aber das ist eine andere Geschichte!

Sonntag, August 30, 2009

Breen

...ist Norwegisch und heißt "Der Gletscher". Das und weitere interessante Details habe ich heute im Norsk BreMuseum ( -> Gletschermuseum) im Jostedalsbreen Nationalpark erfahren. Denn heute bin ich mit der Fähre erstens durch den Sognefjord gefahren und habe endlich schöne Fjord-Bilder zum präsentieren!! Und zweitens bis nach Fjaerland und von dort zum Boyabreen-Gletscher vorgedrungen.

Atemberaubend - Bär und ich waren ganz hin und weg von dem schönen Blau und dem mächtigen Eisklotz da oben. Warum sind Gletscher blau? Eis absorbiert rotes und gelbes Licht stärker als blaues und deswegen erscheinen sie blau, bei kleineren Eisstücken ist dieser Effekt zu schwach, sodass sie nicht bläulich schimmern.

Leider konnten wir keinen Gletscherbrocken in den Schmelzwassersee stürzen sehen, aber dafür habe ich mir ein Eisstück aus dem Wasser gefischt. Sogenanntes "lebendes Eis" - welches sich von unseren 0815-Eiswürfeln unterscheidet, da es aus größeren Eiskristallen besteht und daher Zwischenräume besitzt und außerdem Luftbläschen und Steine einschließen kann.

Endlich, die obligatorischen Fjordphotos! Neben viiiel Regen (irgendwo muss das Wasser für ebenjene Fälle ja herkommen), gab es sogar einmal Sonne! An dieser Stelle meine dritte und letzte Weisheit aus dem Museum: Warum ist das Fjordwasser manchmal grün? Im Sommer, wenn es viel Schmelzwasser gibt, gelangen Silt und Ton in die Flüsse und brechen das Licht so, dass das Wasser grün erscheint. Wenn viel Sand mitgespült wird, dann schimmert das Wasser eventuell auch weiß-gräulich und wird als Gletschermilch bezeichnet. Im Winter, bei wenig Schmelzwasser sinkt die Konzentration an Silt und Ton und das Wasser erscheint wieder blau.
Ja, Winter! ;-))



Als Special heute: lern Norwegisch mit Tina - die wichtigsten Phrasen zuerst:
fly hjort (sprich: fli hjort) - flying Hirsch *g*